Terpene und Flavonoide kommen natürlich in der Cannabispflanze vor und sind der Hauptbestandteil von ätherischen Ölen. In diesem Artikel erklären wir Ihnen die beiden Begriffe und verraten Ihnen, wie Sie von Terpenen in Aromaölen profitieren können.

Was sind Terpene?

Terpene sind sekundäre Pflanzenstoffe und gehören somit zu jenen Stoffen, die für Pflanzen zwar nicht lebensnotwendig sind, aber für andere ihrer charakteristischen Merkmale, wie ihren Geruch verantwortlich sind [1]. Sie sind die Grundlage für viele gesundheitsfördernde Anwendungen, die auf jahrtausendealten Bräuchen traditioneller Medizin aufbauen. Die Cannabispflanze verfügt über mehr als 500 bekannte sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Cannabinoide, Flavonoide und Terpene[2].

Der Begriff „Terpene“ stammt vom zähflüssigen Kiefernharz ab, das allgemein unter dem Namen Terpentin bekannt ist. Terpentin hat einen angenehm frischen Geruch, der zum Beispiel beim Anschneiden oder Einritzen der Rinde und bei jungen Hölzern zum Vorschein kommt. Auch andere Nadelhölzer und weitere Pflanzen wie Zitrusfrüchte, Nelken, Eukalyptus und Lavendel verströmen angenehme Düfte, haben einen würzigen Geschmack und sollen über pharmakologische Wirkungen verfügen. Der gemeinsame Nenner und ursächlich für diese Eigenschaften sind die sogenannten Terpene, die natürlich in Pflanzen vorkommen. Ihr biologischer Nutzen ist noch nicht vollständig geklärt. Die Erzeugung von Terpenen zum Schutz vor Fressfeinden oder um Insekten zur Bestäubung anzulocken, gehören aber jedenfalls dazu[1].

Wofür werden Terpene eingesetzt?

Derzeit sind rund 20.000 verschiedene Terpene bekannt. Sie können aus Pflanzen extrahiert werden und als ätherische Öle zur Geschmacks- und Duftveredelung von Lebensmitteln, Kosmetik und Parfums, zur Herstellung pflanzlicher Arzneimittel sowie zur Raumbeduftung verwendet werden[1]. Besonders in der Aromatherapie kommt Terpenen eine wichtige Bedeutung zu. Denn Terpene machen etwa 90% der Inhaltsstoffe in ätherischen Ölen aus[3].

Was sind Terpenoide?

Terpenoide sind eine modifizierte Klasse von Terpenen mit unterschiedlichen funktionellen Gruppen. Mit mindestens 80.000 verschiedenen Verbindungen, sind sie die bei weitem vielfältigste Gruppe der Terpene. In den letzten Jahren wuchs das Interesse an den Terpenoiden der Cannabispflanze und man fand heraus, dass Terpenoide mit den Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper interagieren und zusammen mit Cannabinoiden und Flavonoiden eine synergistische Wirkung erzeugen können. Man spricht dabei vom Entourage-Effekt[2].

Was sind Flavonoide?

Genau wie Terpene, zählen auch Flavonoide zu den sekundären Pflanzenstoffen. Flavonoide sind Blütenfarbstoffe und sind für die Färbung vieler Obst- und Gemüsesorten verantwortlich. In der Regel werden Flavonoide mit der Nahrung aufgenommen woraufhin sie wichtige Funktionen im Körper erfüllen können. Auch mögliche gesundheitsfördernde Eigenschaften werden – zum Beispiel in Zusammenhang mit Herzkreislauferkrankungen – diskutiert. Flavonoide sind in vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln und Kräutern enthalten. So kommen sie beispielsweise in Zitrusfrüchten, Kamillen- und Holunderblüten sowie in verschiedenen Teesorten und in der Hanfpflanze vor.

Terpene & Flavonoide in der Cannabispflanze

Mehr als 20 Flavonoid-Typen und über 120 Terpene wurden in Cannabis sativa L. identifiziert[2]. Die aromatischen Inhaltsstoffe verleihen der Pflanze und deren Extrakten ihren charakteristischen Hanfgeruch. Cannabispflanzen derselben Sorte haben in der Regel ein ähnliches Terpenprofil. Trotzdem ergeben sich von Pflanzen zu Pflanze minimale Unterschiede in der Terpenkombination.

Die wichtigsten Terpene in der Cannabispflanze sind:

  • Caryophyllen und Humulen,
  • Limonen und Linalool,
  • Myrcen und Terpinolen,
  • Farnesen, Bergamoten und Pinen.

Zu den Flavonoiden, die in der Cannabispflanze enthalten sind, zählen zum Beispiel Kaempferol, das in zahlreichen Obst- und Gemüsesorten vorkommt sowie Quercetin, das unter anderem in Zwiebeln, Äpfeln und Fisolen reichlich enthalten ist. Zusätzlich enthält die Pflanze die Cannaflavine A, B und C, die über entzündungshemmende Eigenschaften verfügen sollen. Diese Art der Flavonoide wurde bisher ausschließlich in der Cannabispflanze nachgewiesen[2].

Die Bedeutung von Terpenen in Aromaölen

Terpene haben unterschiedliche Eigenschaften und Aromen. Durch verschiedene Herstellungsverfahren, wie der Hydrodestillation oder der superkritischen CO2-Extraktion, können die Terpene aus dem Pflanzenmaterial gewonnen werden und als ätherische Ölen oder Aromaöle Anwendung finden[4]. Die Eigenschaften und das Duftprofil der Aromaöle ergeben sich aus der darin enthaltenen Terpenkombination. Denn wie bereits erwähnt, machen Terpene etwa 90% der Inhaltsstoffe in ätherischen Ölen aus[3].

Eigenschaften und Aromen ausgewählter Terpene

Linalool hat einen frischen, maiglöckchenähnlichen Geruch und kommt unter anderem in Hopfen, Ingwer und Hanf vor[5]. Es ist der Hauptbestandteil von Lavendelöl, dem unter anderem beruhigende und verdauungsfördernde Eigenschaften nachgesagt werden.

D-(+)-Limonen lässt sich unter anderem aus Zitronen und Orangen isolieren. Der Geruch erinnert an ebenjene Zitrusfrüchte.  Derzeit werden entzündungshemmende und antitumorale Eigenschaften erforscht[6][7] . In präklinischen Studien konnten außerdem angstlösende und stimmungsaufhellende Effekte gezeigt werden[8].

Myrcen kommt in der Hanfpflanze, aber auch in vielen anderen Pflanzen, wie Hopfen, Mango und Basilikum vor. Das Aroma von Myrcen wird als erdig, fruchtig und nelkenartig beschrieben. Diesem Terpen werden unter anderem wohltuende und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben[9].

Pinen kommt in vielen Nadelhölzern und Kräutern, wie Oregano und Rosmarin, aber auch in der Cannabispflanze vor. Pinen verfügt über einen recht herben Geruch und soll unter anderem über mikrobielle und angstlösende Eigenschaften verfügen[9][10].

Wie wirken Duftstoffe und ätherische Öle?

Düfte und ätherische Öle sind durch Stimulation des Geruchsinns in der Lage Gefühlseindrücke hervorzurufen. Darüber hinaus konnte man in experimentellen Tierversuchen nachweisen, dass Riechstoffe durch die Aufnahme über die Nasenschleimhaut ebenso rasch in die Blutbahn gelangen können, wie dies bei intravenöser Verabreichung der Fall wäre. Sie zeigen eine hohe Affinität zum Zentralnervensystem und können die Blut-Hirn-Schranke leicht überwinden[4].

Bereits in der Antike hat man Terpene extrahiert und für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt und obwohl die Studienlage zur Wirkung von ätherischen Ölen noch recht dünn ist, gibt es inzwischen einige wissenschaftliche Studien, die den positiven Einfluss von Duftstoffen und ätherischen Ölen bei olfaktorischer Aufnahme nachweisen konnten[4].

Wie Sie von Terpenen in Aromaölen profitieren können

Aromaöle ermöglichen das Erleben pflanzlicher Wohlgerüche auch dann, wenn gerade nicht die Möglichkeit für einen entspannenden Ausflug in die Natur besteht.

Um das Wohlfühlaroma für zu Hause zu schaffen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten und Hilfsmittel an. Die am wenigsten aufwändige Option ist, das Öl von allein verdunsten zu lassen, in dem die Flasche geöffnet stehen gelassen wird. Zusätzlich können dünne Holzstäbchen in die Flasche gesteckt werden, über die der Duft abgegeben wird. Alternativ kann das Öl auch auf einen Stein oder ein Stück Holz geträufelt werden. Bei diesem Prinzip der Raumbeduftung spricht man auch von Kaltverdunstung oder Diffusion. Auch die Anwendung von Aromaölen mit Ultraschallverneblern sind mittlerweile weit verbreitet. Sie sorgen ebenfalls für eine schonende Kaltverdampfung der Öle und eine dezente Raumbefeuchtung.

Klassisch geschieht die Anwendung jedoch zumeist durch Wärme unter Zuhilfenahme einer Duftlampe. Traditionelle Duftlampen verfügen über eine Wasserschale, in die das Öl getropft werden kann, sowie über eine Kerze, die für die benötigte Wärme und darüber hinaus für eine angenehme Atmosphäre im Raum sorgt. Alternativ kann das Aroma durch elektrische Duftlampen im Raum verteilt werden, die zumeist mit stimmungsvollen Lichtspielen zur entspannten Auszeit beitragen.

Fazit

Zusammengefasst bieten sich zahlreiche Methoden an, um von den Eigenschaften sekundärer Pflanzenstoffe in Aromaölen profitieren zu können. Auch wenn gesundheitsfördernde Effekte von ätherischen Ölen noch nicht hinreichend erforscht wurden, um konkrete Anwendungsempfehlungen geben zu können, so ist der Einsatz von Duftstoffen durch den Menschen seit Anbeginn der Aufzeichnungen dokumentiert[3]. Mit mehr als 20 Flavonoid-Typen und über 120 Terpenen ist die Hanfpflanze ein großartiger Lieferant an aromatischen Inhaltsstoffen, die sich ideal zur Herstellung von natürlichen und qualitativ hochwertigen Aromaölen eignet.

Die Inhalte unseres HANFAMA Magazins dienen lediglich der Aufklärung und Informationsweitergabe rund um das Thema Cannabis. Wir prüfen unsere Informationen genau und zitieren nur aus verifizierten Quellen. Trotzdem erheben unsere Texte keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.

[1] Breitmaier, E. (2005). Terpene. Aromen, Düfte, Pharmaka, Pheromone. (2.Aufl.) Wiley-Vch Verlag. [2] Desaulniers Brousseau, V., Wu, B. S., MacPherson, S., Morello, V., & Lefsrud, M. (2021). Cannabinoids and Terpenes: How Production of Photo-Protectants Can Be Manipulated to Enhance Cannabis sativa L. Phytochemistry. Frontiers in plant science, 12, 620021. https://doi.org/10.3389/fpls.2021.620021 [3] Zimmermann, E. (2006). Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. Georg Thieme Verlag. [4] Buchbauer, G. (2004). Über biologische Wirkungen von Duftstoffen und ätherischen Ölen. Wiener Medizinische Wochenschrift, 154, 539-547. [5] Menzel, M. & Krammer, G. (n.d.). Linalool. Thieme RÖMPP. https://roempp.thieme.de/lexicon/RD-12-01184 [6] Hirota, R., Roger, N. N., Nakamura, H., Song, H. S., Sawamura, M., & Suganuma, N. (2010). Anti-inflammatory effects of limonene from yuzu (Citrus junos Tanaka) essential oil on eosinophils. Journal of food science, 75(3), H87–H92. https://doi.org/10.1111/j.1750-3841.2010.01541.x [7] Yu, X., Lin, H., Wang, Y., Lv, W., Zhang, S., Qian, Y., Deng, X., Feng, N., Yu, H., & Qian, B. (2018). d-limonene exhibits antitumor activity by inducing autophagy and apoptosis in lung cancer. OncoTargets and therapy, 11, 1833–1847. https://doi.org/10.2147/OTT.S155716 [8] Nikfar, S. & Behboudi, A.F. (2014). Limonene. Science Direct. https://www.sciencedirect.com/topics/nursing-and-health-professions/limonene [9] Richter, G. & Makriyannis, A. (2021). Myrcene. Science Direct. https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/myrcene [10] Russo, E.B. & Marcu, J. (2017). Cannabinoide Pharmacology. Science Direct. https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/alpha-pinene

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Christina Strzalka hat Gesundheits- und Krankenpflege und Health Assisting Engineering studiert. Sie hat einen engen Bezug zu Gesundheitsthemen und eine große Begeisterung für Innovationen. Für die LeserInnen des HANFAMA Magazins durchforstet sie wissenschaftliche Datenbanken und arbeitet sich gerne in komplexe Sachverhalte ein, die sie in verständlicher Art und Weise für Sie aufbereitet. Mit großer Leidenschaft recherchiert sie zu medizinischen und naturwissenschaftlichen Themen und berichtet über Neuigkeiten aus der Welt der Forschung. Ihr Motto: Wege entstehen dadurch, dass man sie geht (Franz Kafka).